Beflügelt von Daniel Wunderer | Geschäftsführer | Villa Fohrde e. V. | Brandenburg/Havel
© Villa Fohrde e. V.  

Die typischen Brandenburger*innen meinen es gar nicht so böse.

DANIEL WUNDERER

Beflügelt von Daniel Wunderer | Geschäftsführer | Villa Fohrde e. V. | Brandenburg/Havel

Tolle Leute |

Daniel Wunderer ist ein waschechter Franke, den es nach Zwischenstationen in Marburg, Polen und Berlin, nach Brandenburg verschlagen hat – erst beruflich, dann privat. Mit seiner Familie lebt er seit drei Jahren in Brandenburg an der Havel und arbeitet als Geschäftsführer des Bildungs- und Kulturhauses Villa Fohrde e. V. Ob als engagierter Mensch, Geschäftsführer oder Blogger (inklusionsgedanken.wordpress.com), Daniel Wunderer strebt danach, das gute Miteinander in Gemeinschaften zu stärken und setzt sich hierfür über all seine Kanäle für Themen wie Vielfalt, Offenheit und Nachhaltigkeit ein.

Bildungs- und Kulturhaus Villa Fohrde
Bildungs- und Kulturhaus Villa Fohrde | © Villa Fohrde e. V.

Stelle Dich bitte noch einmal kurz vor. Wer bist Du, wo und wie lebst und arbeitest Du?

Ich bin Daniel Wunderer und lebe mit meiner Familie in Brandenburg an der Havel. Ich habe Politik und Geschichte auf Lehramt studiert, weil mich schon sehr, sehr lange die Frage beschäftigte, wie ich Inhalte oder Wissen vermitteln kann. Bereits als Jugendlicher habe ich Kindergottesdienste geleitet und mich gefragt wie ich Sechsjährigen Bibelgeschichten so erzählen kann, dass sie die Kleinen verstehen. Nach dem Studium habe ich neun Jahre für die Kreisau-Initiative e. V. in Berlin gearbeitet und zwischendurch auch mal ein Jahr als Deutschlehrer in Polen. Seit drei Jahren leite ich das Bildungs- und Kulturhaus Villa Fohrde e. V. Ich habe hier die Chance und das Privileg Leben und Arbeiten noch mehr zusammenzuhaben und kann Bildung an verschiedenste Zielgruppen vermitteln.

Das Bildungs- und Kulturhaus Villa Fohrde e. V. möchte mit seinen Aktivitäten „den Respekt der Menschen voreinander“ fördern. Was steckt hinter diesem Ziel und wie setzt Ihr es im Rahmen Eurer Seminar- und Projektarbeit um?

Das ist erst einmal ein sehr platter Satz. Aber in der Villa Fohrde versuchen wir diesen auch 24 Stunden lang zu leben. So machen wir beispielsweise Seminare zu Arbeitsbedingungen in der Welt und reden über die Ausbeutung der Arbeitskräfte im Globalen Süden. Dann ist es auch wichtig, dass wir Fairtrade-Kaffee anbieten. Wir arbeiten zum Thema Nachhaltigkeit, dann ist auch klar, dass wir unsere morgendliche Buffetauslage nicht mit den 15g Nutella-Einzelportionen aus Plastikbehältern bestücken oder den Kaffee in To-go-Bechern anbieten. Das 24 Stunden umzusetzen ist ein großer Anspruch und es gelingt auch nicht immer. Aber wir nehmen diesen Anspruch ernst, sowohl im Haus, als auch in den Seminaren. Hier versuchen wir es über Themen, die die Menschen erreichen. So erklären wir im Lehmbauseminar nicht nur wie ein Lehmofen gebaut wird, sondern auch warum Lehm ein sinnvoller und wiederverwertbarer Rohstoff ist. Und im Kräuterseminar im Bereich der Gesundheitsbildung zeigen wir, wie und mit welchen Wald- und Wiesenkräutern ein tolles Pesto gemacht werden kann.

Bidungs- und Kulturprogramm | © Villa Fohrde e. V.

Du betreibst auch den Blog „inklusionsgedanken – alle anders verschieden“. Was ist das Anliegen des Blogs bzw. wie kam es zu der Idee?

Als ich nach Brandenburg gezogen bin, bin ich irgendwie digitaler geworden. Ich hatte das Gefühl, in mein Netzwerk rufen zu wollen, dass ich noch da bin. Und ich hatte zudem den Wunsch, ab und an ein Statement zu bestimmten Fachfragen abzugeben. So freue ich mich, wenn es andere lesen und Gedanken des Blogs aufnehmen. Die Idee, über den Blog auch Beiträge für Kinder zu schreiben, kam daher, dass es mir wichtig ist, Kinder ernst und mitzunehmen. Dazu gehört es, eine Sprache zu wählen, die sie verstehen. Die Beiträge werden auch hier mehrheitlich von Erwachsenen gelesen. Aber der Effekt ist wie bei den Kindernachrichten Logo, durch die Eltern oft auch lernen, die Inhalte dieser Nachrichten ihren Kindern besser zu vermitteln.

Aufgewachsen in Bamberg, lebst Du nach Zwischenstationen in Marburg, Polen und Berlin seit drei Jahren in Brandenburg an der Havel. Wie ist es für Dich hier zu leben?

Ich bin in der mittelgroßen Stadt Bamberg aufgewachsen. Nun lebe ich wieder in einer mittelgroßen Stadt. Das fühlt sich schon vertraut an. Und durch das Leben in Brandenburg an der Havel habe ich an Lebensqualität gewonnen. Für mich ist es z. B. einfach Lebensqualität mit dem Fahrrad morgens die 12 km von Brandenburg zur Villa nach Fohrde zu fahren, dann in den Fluss zu springen und danach an meinen Schreibtisch zu gehen.

Was sind Deine Lieblingsplätze hier in der Region und warum sollte man diese unbedingt einmal besuchen?

Es gibt gar nicht nur den einen Ort, den ich empfehlen kann oder die zwei oder drei besonderen Plätze. Wenn ich meine Ruhe haben möchte, gibt es so, so viele Orte, an denen ich hier die Landschaft und Weite genießen kann. So auch, unter vielen anderen, am Breitlingsee. In Brandenburg an der Havel schlendere ich gerne nachts über den Domhof. Und ein weiterer toller Platz ist auch immer der Steg hier bei der Villa Fohrde. Aber wie gesagt, es gibt so viele mehr.

Steg der Villa Fohrde | © Villa Fohrde e. V.

Nenne eine Eigenschaft oder mehrere, die für Dich die typischen Brandenburger*innen charakterisieren.

Die typischen Brandenburger*innen meinen es gar nicht so böse. Wer hier herkommen möchte, soll sich nicht abschrecken lassen. Wenn du zur Begrüßung einmal angerumpelt wirst und dann dennoch weitersprichst, klappt es meistens.

Stelle Dir vor, ich würde Dich zum Essen besuchen. Welches Gericht aus der brandenburgischen Küche würdest Du für mich kochen?

Ui, ich bin dann doch eher der Süddeutsche und würde dir Käsespätzle kochen, natürlich selbstgemachte. In meinem ersten Jahr haben wir das Team der Villa Fohrde zum Weihnachtsessen eingeladen und Käsespätzle gemacht. Satt geworden sind alle, doch besonders glücklich waren die Süddeutschen am Tisch. Als Kompromiss würde ich dir mit Spargel gefüllte Pfannkuchen anbieten und hierfür natürlich den Spargel aus der Region verwenden.

Zum Schluss: Gibt es etwas, dass Du in Deinem Leben gelernt hast und dass Du anderen gerne mitgeben möchtest?

Das ist eine Frage, auf die sich die Antwort sicher gut bei einer Flasche Wein in gemütlicher Runde finden lässt. Auf die Schnelle würde ich sagen, dass es wichtig ist, eine Aufgabe zu finden, die Spaß macht. Und man sollte nicht aufhören danach zu suchen. Arbeit und Kollegen müssen nicht doof sein. Man sollte sich auch von der Idee lösen, dass Work und Life etwas ist, was man in Balance bringen muss. Ich fände es furchtbar, wenn die Arbeit auf der einen Seite und das Leben auf der anderen Seite steht. Ich finde es ein riesen Privileg eine Arbeit zu haben, die mein Leben so sehr bereichert und mir Spaß macht, aber ich denke, noch viel mehr Menschen könnten danach suchen statt sich mit dem Vorhandenen abzufinden.

Weitere Informationen

Ihnen gefällt unser kleines Heimatmagazin? Dann unterstützen Sie uns und unsere Arbeit mit einer freiwilligen Spende. Mit einem Klick auf diesen Spenden-Link können Sie schnell und unkompliziert einen beliebigen Betrag auf unser PayPal-Konto (BÄR meets ADLER e. V.) senden. Bitte entrichten Sie den gewünschten Betrag unter Angabe Ihrer E-Mail-Adresse und dem Wort „Spende“ im Verwendungszweck. Nach Zahlungseingang wird Ihnen eine Spendenbescheinigung per E-Mail ausgestellt.