Beflügelt von Ronald Rauhe | Olympiasieger, Welt- und Europameister | Potsdam
© Ronald Rauhe  

Beflügelt von Ronald Rauhe | Olympiasieger, Welt- und Europameister | Potsdam

Tolle Leute |

Der in Falkensee mit seiner Frau und seinen zwei Söhnen lebende Kanu-Olympiasieger Ronald Rauhe zählt bereits seit 21 Jahren zu den Top-Athleten im Kanu-Rennsport. Seither hat der Ausnahmesportler 72 deutsche Meistertitel, vier Olympiamedaillen – eine davon in Gold – sowie jeweils 16-mal die Weltmeister- und Europameisterschaften gewonnen. Die Teilnahme an den Olympischen Spielen 2020 im Kajak-Vierer sollte der goldene Abschluss seiner Karriere werden. Wie Ronald Rauhe mit der Olympia-Verschiebung wegen der Corona-Krise umgeht, welchen Wunsch er sich nach Beendigung seiner Laufbahn als Spitzensportler erfüllen möchte und wo er sich in Potsdam am Liebsten aufhält, darüber haben wir mit ihm gesprochen.

Beflügelt von Ronald Rauhe | Olympiasieger, Welt- und Europameister | Potsdam
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Du bist seit zwei Jahrzenten in der absoluten Weltspitze im Kanu-Rennsport unterwegs und hast zahlreiche Titel gewonnen. Die Teilnahme an den Olympischen Spielen 2020 im Kajak-Vierer sollte der goldene Abschluss Deiner Karriere werden. Nun fanden die Spiele wegen der Corona-Krise dieses Jahr nicht statt und sollen auf 2021 verschoben werden. Wie geht es Dir damit?

Das war erst einmal ein ziemlicher Genickschuss für mich. Denn ich wollte meine Karriere eigentlich schon im Jahr 2016 beenden. Doch dann ergab sich die Chance, mit diesem Vierer in Tokio noch einmal eine Medaille zu holen. Also habe ich vier Jahre weitergemacht. Doch alles in meinem Leben war darauf ausgerichtet, dass es meine letzten Spiele werden. Ich wollte noch einmal meine Höchstleistung bringen und meine Karriere dann beenden. Und auch die Zeit danach war fest geplant. Wir hatten familiär viel vor und beruflich waren die Weichen für den nächsten Lebensabschnitt gestellt. Doch dann ist dieses Ziel, für das man vier Jahre mit viel Energie und Entbehrung gearbeitet hat, einfach weg und die ganzen Pläne sind dahin. Zudem war anfangs nicht klar, ob die Spiele verschoben werden oder ausfallen. Eine sehr belastende Zeit, auch für meine Familie. Besonders meine Frau fieberte dem Datum vom Endlauf in Tokio entgegen. Wir haben lange gebraucht, um dann damit umzugehen. Etwa sechs Wochen habe ich mich fast eingebuddelt und mich während des Corona-Lockdowns ausschließlich mit meinen Kindern beschäftigt. Die Zeit mit ihnen hat mich auch wieder geerdet und die wirklich wichtigen Dinge sehen lassen. Gerade in schweren Zeiten wie diesen, in denen viele von einem härteren Schicksal betroffen sind, hilft es sich diese vor Augen zu führen.

Wie wird es nun für Dich weitergehen? Ist Tokio 2021 Dein neues Ziel?

Ich habe lange dafür gebraucht, eine Entscheidung zu treffen. Es fiel mir schwer, mich durchzuringen, noch ein Jahr weiterzumachen. Und dann gab es auch viel zu klären. So wollten wir uns als Familie nach dem Olympiajahr und vor Beginn der Schulzeit meines älteren Sohnes eine längere Auszeit nehmen und für mehrere Monate Übersee bereisen. Das wird nach den Spielen in 2021 und der Einschulung meines Sohnes im selben Jahr so nicht mehr möglich sein. Eine weitere Herausforderung war, dass alle Verträge zum Ende des Jahres auslaufen. Es bestand viel Klärungsbedarf,  ob ich überhaupt bis 2021 weitermachen kann. Ich habe aber schnell Zusagen von verschiedenen Sponsoren, unter anderem auch von Lotto Brandenburg, bekommen. Deren Rückhalt hat mir auch Mut gemacht, um noch ein weiteres Jahr durchzuziehen. Die zeitliche Verschiebung spielt in meinem Alter natürlich nicht unbedingt für mich. Aber ich fühle mich körperlich fit für die Olympischen Spiele 2021. Das Einzige, was nicht zu verschieben geht, ist der Einschulungstag meines Sohnes. Der fällt nächstes Jahr genau auf meinen Finaltag. Das ist emotional sehr belastend für mich, auch weil wir eine sehr enge Bindung haben. Mit dieser Überschneidung weiß ich noch nicht so richtig umzugehen, aber wir werden auch hier eine Lösung finden.

Welchen wegen Deiner Karriere bislang aufgeschobenen Wunsch, erfüllst Du Dir nach Beendigung Deiner Laufbahn als Spitzensportler?

Aus unserem mehrmonatigen Auslandstrip vor Beginn der Schulzeit wird nun nichts. Aber auch auf eine sechswöchige Familienauszeit während der Sommerferien freue ich mich sehr. Wir machen gerne Campingurlaub und reisen mit dem Bus. Sozusagen „Back to Basics“ – auch um den Kindern zu zeigen, wie wenig es braucht, um glücklich zu sein. Und ich betreibe gerne andere Sportarten, für die es bislang an Zeit fehlt. Das Wellenreiten ist zum Beispiel eine Leidenschaft von mir. Dafür muss man jedoch erst einmal irgendwohin fahren, wo es Wellen gibt.

Wir waren zwar mehrmals für vier Wochen gemeinsam in Florida, aber immer zum Training. Ich wollte und konnte nie länger als 14 Tage von den Kindern getrennt sein, daher wurde ich von meiner Familie ins Trainingscamp begleitet.  Zeit für Urlaub oder Wellenreiten gab es da jedoch nicht. Und es blieb dann auch nicht genug Jahresurlaub für meine Frau, um zusätzlich noch eine weitere Reise im Jahr einzuplanen. Deswegen freue ich mich wirklich sehr auf einen ausgiebigen Urlaub mit meiner Familie.

Beflügelt von Ronald Rauhe | Olympiasieger, Welt- und Europameister | Potsdam
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Du bist für viele junge Sportler*innen Vorbild und auch ein erfahrener Ratgeber. Hattest oder hast Du auch Vorbilder?

Ich kann mich nicht daran erinnern, ein Vorbild gehabt zu haben. Natürlich schaute ich zu viele Sportler*innen auf, aber ich eiferte nie jemand nach. Da war ich immer bemüht, meinen eigenen Weg zu gehen. Doch mir ist bewusst, dass Sportler*innen oft als Vorbilder fungieren. Das spricht natürlich für die Tugenden, die der Sport einem mitgibt. Das fängt mit dem Sozialverhalten sowie dem Durchsetzungsvermögen an und reicht bis zur Selbstbeherrschung und Zeiteinteilung. Im Sport muss man viele Dinge bewerkstelligen. Das zeichnet uns als Sportler*innen aus. Wenn die Jüngeren das für sich übernehmen, sind wir natürlich stolz.

Du trainierst seit 18 Jahren in Potsdam. Eine lange Zeit, um die Stadt kennenzulernen. Welchen Lieblingsplatz hast Du hier und warum sollte unsere Leserschaft diesen einmal besuchen?

Ich wohne in Falkensee, trainiere aber in Potsdam und fahre auch für den Verein Potsdam. Daher fühle ich mich dort auf dem Wasser relativ wohl. Die Stadt ist von den Wasserwegen her sehr vielfältig und hat sehr schöne Wasserflächen zu bieten. Momentan sind viele mit Kajaks und Flößen unterwegs. So lässt sich Potsdam auch mal mit anderen Augen sehen. Diese schöne Perspektive kann ich jedem empfehlen, der die Zeit und die Möglichkeit dafür hat.

[Der Beitrag wurde erstellt mit Unterstützung der LAND BRANDENBURG LOTTO GmbH.]