Beflügelt von Steffi Ribbe | Möbelkünstlerin | Atelier Farbknall | Potsdam

Beflügelt von Steffi Ribbe | Möbelkünstlerin | Atelier Farbknall | Potsdam

Tolle Leute |

Lust auf nachhaltige Design-Möbel der besonderen Art? Dann sind Sie in Steffi Ribbes Atelier Farbknall genau richtig. Hier verleiht die Potsdamerin alten Möbeln und Gebrauchsgegenständen neuen Glanz und setzt dabei auf die Extraportion Farbe. Jedes Stück ist ein Unikat mit Persönlichkeit und Geschichte. Unikate, die dank knalligem Anstrich inspirieren und das Wohlfühlgefühl stärken. Und diese Lust auf Farbe und Möbelgestaltung gibt die Künstlerin auch gerne weiter. Ob in Kursen für Erwachsene oder Kinder, in Schüler-Praktika oder im Rahmen ihres großen, sozialen Engagements in Workshops und Projekten mit Flüchtlingen.

© Steffi Ribbe | Atelier Farbknall
© Steffi Ribbe | Atelier Farbknall

Stelle dich bitte noch einmal kurz vor. Wer bist du, wo und wie lebst und arbeitest du?

Ich bin Steffi Ribbe, Möbelkünstlerin – bzw. Möbelretterin -, lebe und arbeite im schönen Potsdam. Mein Atelier Farbknall befindet sich im freiLand, einem großen soziokulturellen Zentrum hier in der Stadt.

Du arbeitest unter dem Label „Farbknall“. Wie ist es zu der Idee deines Labels gekommen und wie würdest du den Stil deiner Möbel beschreiben?

Auf einem Kunstmarkt, auf dem ich meine Möbel verkaufte, bemerkte eine Frau, dass ich wohl einen ziemlichen Farbknall habe. Und ich dachte: Ja, stimmt! Danach hatte ich den Namen tagelang im Kopf, er passte einfach. Seither rette ich Möbel, die oft schon zum Tode verurteilt wurden, unter dem Label Farbknall. Ich repariere sie und werte sie auf mit neuen Farben und in Kombination mit Papier. Mein Stil ist bunt, aber immer dem Möbelstück angepasst. Die Wahl der Farben und die Entwicklung der Umsetzungsideen erfolgt auch immer in Absprache mit den Auftraggebern.

Welches ist dein liebstes Möbelstück und warum?

Eigentlich habe ich kein liebstes Möbelstück. Aber ich hänge an Einzelstücke, die mich lange begleiten und freue mich dann umso mehr wenn sie ein neues zu Hause finden. Neulich habe ich zum Beispiel einen Küchenschrank verkauft, der erst sehr lange als Werkzeugschrank in einem Keller und später noch einige Jahre bei mir stand. Ich habe ihn bei einer Haushaltsauflösung zusammen mit einer Tapetenrolle in Orange erworben. Als ich überlegte wie ich den Schrank gestalte, entschied ich mich schnell, ihn in Holz zu lassen und die Tapete auf den Schrank zu bringen. Beide hatten schließlich schon so viel Zeit zusammen in diesem Keller verbracht. Ich habe ihn dann aufgearbeitet, Füße angebracht und repariert. Er hatte danach viele Bewunderer, aber niemand der ihn kaufte. Und letzte Woche kam ein Mann, hat sich sofort in den Schrank verliebt und nahm ihn mit. Ich habe gerade gestern ein Foto von dem Käufer erhalten. Es war schön zu sehen, wie der Schrank nun eingerichtet und integriert in seinem neuen zu Hause steht.

Du engagierst dich sehr für geflüchtete Menschen. Erzähle uns doch bitte kurz von deinem sozialen Engagement.

Ich nutze meine Kunst und schaffe mit ihr Anlässe zur Begegnung. So versuche ich beispielsweise im Rahmen meiner angebotenen Schülerpraktiker immer Schüler/innen deutscher Herkunft mit Schüler/innen anderer Herkunftsländer zusammenzubringen. Auch biete ich Workshops zur Möbelgestaltung an, in denen ich gezielt Menschen mit und ohne Fluchthintergrund zusammenzubringe. Und bislang habe ich viele gute Erfahrungen gesammelt, auch viel Dankbarkeit und Hilfsbereitschaft erfahren. Im Rahmen des Projektes „Chair It – Dein Platz in Potsdam“, in dem ich neben vielen anderen auch mitwirkte, haben Geflüchtete, Bewohner/innen des Staudenhofs und Studenten/Studentinnen der FH Potsdam gemeinsam mit mir in Workshops Stühle gestaltet. Jeder Stuhl stand für einen Platz in Potsdam, der den Neuankömmlingen geschenkt wurde und von ihnen gestaltet werden konnte. Auch hier ging es darum, Anlässe zu schaffen, um sich kennenzulernen und Integration zu leben.

Du lebst und arbeitest in Potsdam. Warum ist Potsdam der richtige Ort für Dich?

Ich mag Potsdam, weil die Potsdamer*innen echt toll sind. Hier hatten beispielsweise die Pegida-Demos im vergangenen Jahr wenig Chance. Der Gegenprotest war riesig, die Potsdamer haben sich engagiert und zusammengehalten. Sie haben tagelang demonstriert. Ich kann mich in dieser Stadt leicht engagieren und gesellschaftlich einbringen, weil ich weiß, dass die Bürger und ihr Bürgermeister hinter mir stehen.

Was sind deine Lieblingsplätze hier und warum sollte man diese unbedingt einmal besuchen?

Das Mercure-Hotel: Es ist für mich der Fels in der Brandung von Potsdam. Man sieht den Block direkt wenn man in die Stadt kommt. Es ist frei zugänglich und wenn man mit den Fahrstühlen hochfährt, hat man einen super Ausblick über die Stadt. Und ich mag die alte DDR-Architektur sowie allgemein die Brüche, die entstehen wenn Gebäude aus verschiedenen Zeiten aufeinandertreffen. Deshalb mag ich auch die alte FH Potsdam. Leider ist das Gebäude schon geschlossen, es soll abgerissen werden. Und ich mag auch den Staudenhof, ein alter DDR-Plattenbau mit vielen Wohnungen. Hier wohnen Potsdamer und Flüchtlinge zusammen. Der Innenhof zwischen FH und Staudenhof ist wunderschön begrünt mit vielen Stauden. Im Sommer ist hier sehr viel Leben.

Welche Eigenschaften charakterisieren für dich die typischen Brandenburger*innen?

Der typische Brandenburger oder die typische Brandenburgerin berlinert deutlich mehr als der Berliner. Und er oder sie neigen zum Überdekorieren – vor allem in den alten Bäckereien. Im Herbst z. B. gibt es immer viele Deko-Kürbisse, Deko-Laub und anderes Material und davon vor allem viel. Und die Dekoliebe beginnt in Brandenburg oft schon mal damit, dass Toilettenbrillen Plüschüberzieher mit Sonnenblumenmotiven haben.

Stelle dir vor, ich würde dich zum Essen besuchen. Welches Gericht aus der brandenburgischen Küche würdest du für mich kochen?

Bis ich koche dauert es wirklich lange und ich überlasse es dann auch lieber denen, die es besser können. Aber ich würde mit dir essen gehen. Und dann würden wir das Café Midi im Treffpunkt Freizeit besuchen oder die Theaterklause.

Zum Schluss: Gibt es etwas, dass du in deinem Leben gelernt hast und dass du anderen gerne mitgeben möchtest?

Ich musste lernen zu erkennen, was meine Besonderheit ist. Und mit dem, also meiner Kreativität und meinem handwerklichen Geschick, konnte ich dann den Weg der Selbstständigkeit gehen und auch das machen was ich gerne mache. Viele wissen leider nicht, wo ihre Stärken sind oder was ihnen Spaß macht. Im Rahmen der Schülerpraktika bei mir versuche ich den Schülern/Schülerinnen zu vermitteln offen zu sein und neugierig. Sie sollen sich ausprobieren und mutig sein.

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