Beflügelt von Tobias Silber | Fassadenkünstler | Brandenburg/Havel
Tolle Leute |
Tobias Silber ist Unternehmer, Familienmensch, eine echte Frohnatur und er ist Künstler. Seine Leidenschaft für die Kunst hat er bereits früh entdeckt. In seiner Jugend besuchte er Zeichenkurse, beteiligte sich an Kunstprojekten und entdeckte letztlich als 5zehnjähriger, während eines Aufenthaltes in den USA, die Welt des Graffitis. In den darauffolgenden Jahren bereiste er regelmäßig die USA, u. a. San Diego, Los Angeles sowie New York, um seinen Graffiti-Stil weiterzuentwickeln. Er gewann Wettbewerbe und machte aus seiner Leidenschaft seine Berufung. Und das mit Erfolg! Seit nunmehr fast 20 Jahren gestaltet er Fassaden, u. a. für Kunden wie Disney, Axel Springer und Volkswagen (www.tobiassilber.de). Im letzten Jahr wurde seine Arbeit am Hauptbahnhof Brandenburg an der Havel mit dem 1. Platz beim deutschen Fassadenpreis 2016 in der in der Kategorie Förderpreis gekürt.
“Die Jury war sich einig, dass diese komplexe konzeptuelle und visuell vitalisierende Arbeit an einem aus der Geschichte gefallenen Stück Infrastruktur einen 1. Preis in der Kategorie „Förderpreis“ verdient.”
Quelle: Deutscher Fassadenpreis, www.fassadenpreis.de/hauptbahnhof-brandenburg.html
Stelle Dich bitte noch einmal kurz vor. Wer bist Du, wo und wie lebst Du?
Tobias Silber. Ich bin freischaffender Künstler, Fassadenkünstler, und der Ursprung meiner Gestaltung liegt eigentlich im Graffiti. Ich lebe und arbeite in Brandenburg an der Havel.
Du bist Fassadenkünstler. Was treibt Dich in Deiner Arbeit bzw. Kunst an?
Mich reizt es, Plätze und Orte zu gestalten, die viele Menschen sehen können und teilweise auch müssen. Anders als bei der Galeriekunst hängt meine Kunst nicht in geschlossenen Räumen, die nur für das gewählte oder entschiedene Publikum zugänglich ist. Und mein Ziel ist tatsächlich erreicht, wenn jemand stehen bleibt und guckt. Oder wenn über eine Fassade geredet wird, über die zuvor noch nie geredet wurde. Dabei mag ich es, dass die Fassadenkunst unkompliziert ist. Sie muss nicht, wie beispielsweise Leinwände, unter besonderen Rahmenbedingungen gelagert oder behandelt werden.
Auch reizt es mich, dass mir die Fläche, die ich als Leinwand nutze, nicht gehört. Ich muss dabei die Mischung hinbekommen und mich sowohl in meiner Kunst finden, als auch demjenigen gerecht werden, der mir seine Wand zur Verfügung stellt.
Was wäre ein großes Wunschprojekt für Dich?
Interessant ist es immer, wenn man mehrere Giebelfassaden gestalten kann. So dass man mehr Interaktion im Raum hat und mehr Geschichte über mehrere Fassaden erzählen kann. Das klappt jedoch nur, wenn man beispielsweise eng mit Wohnungsbaugenossenschaften oder -gesellschaften zusammenarbeitet. Dabei ist es toll, wenn man das Vertrauen geschenkt bekommt und von vornherein mehrere Giebel zur Verfügung gestellt bekommt.
Wenn Du die Dose mal aus der Hand legst, was machst Du noch so?
Zeit mit meiner Familie, meinen Kindern und Freunden verbringen. Aber ich interessiere mich auch sehr für mein soziales und regionales Umfeld. Ich möchte wissen, was hier in der Stadt passiert. Ich möchte mitreden und mitgestalten. Auch aus einem großen Eigennutz heraus. Einerseits, weil ich selbst hier lebe und die Stadt nutzen möchte und andererseits, weil meine Kinder hier leben und ich mir wünsche, dass sie die Stadt mögen, hier Spaß und die Möglichkeiten haben, die sie brauchen, um sich wohl zu fühlen.
Du bist nicht nur Fassadenkünstler und Familienmensch, sondern auch Brandenburger, lebst und arbeitest in Brandenburg an der Havel. Was sind Deine Lieblingsplätze hier und warum sollte man diese unbedingt einmal besuchen?
Tatsächlich ist die gesamte Innenstadt mein „Lieblingsplatz“. Sie bietet einfach viel. Es gibt große Parkflächen, Wasser, zahlreiche Brücken und die Gegend um den Theaterpark, mit beispielsweise der Theaterklause und den vielen klassizistischen Hausfassaden, ist einfach wunderschön.
Stelle Dir vor, ich würde Dich zum Essen besuchen. Welches Gericht aus der Brandenburger Küche würdest Du für mich kochen?
Ein klassisches Brandenburger Gericht – vor allem in Brandenburg an der Havel – wäre natürlich Fisch, z. B. Zander. Jedoch, wie es viele Innsbrucker gibt, die kein Ski fahren können, so kann ich als Brandenburger keinen Fisch zubereiten. Ich mag ihn einfach nicht. Ich würde einfach und gerne kochen, worauf wir zusammen Lust hätten.
Schenke uns einen Tag. Was hast Du gestern um 9:oo Uhr, 15:oo Uhr und 21:oo Uhr gemacht?
Um 9:oo Uhr habe ich bereits an einem neuen Entwurf gearbeitet. Um 15:oo Uhr war ich mit meiner Familie beim Eismann meines Vertrauens, hier direkt um die Ecke, und um 21:oo Uhr habe ich wieder gearbeitet und den Entwurf vom Morgen fertiggestellt. Da wir in einem Haus Leben und Arbeit verbinden, ist das Wechseln zwischen dem Privaten und der Arbeit einfach und auch sehr wichtig für mich. Es ist effektiv, ermöglicht eine gute Tagesgestaltung und letztlich auch mehr Zeit für die Familie. Da meine Arbeit auch mein Hobby ist, bzw. meine Arbeit oder Kunst einen bedeutenden Teil meiner Persönlichkeit ausmacht, ist auch eine örtliche Trennung beider Lebensbereiche kaum vorstellbar für mich.
Stelle Dir vor Du hättest drei Wünsche frei, um die Welt zu verändern. Welche Wünsche hättest Du?
Wenn ich auf das Große und Ganze schaue, würde ich mir zuerst wünschen, dass mehr Menschen Sachen des Lebens überdenken. Dass sie erkennen und lernen und dass sie ggf. Veränderungen zulassen und auch anstreben. Nur so ist Erhalt und Entwicklung möglich. Zudem wünsche ich mir mehr Empathie und Akzeptanz. Es wäre schön, wenn mehr Menschen akzeptieren, dass andere einfach anders sind, einen anderen Blickwinkel haben und dass das auch gut so ist. Aber ich wünsche mir auch viel profane Sachen: beispielsweise mehr alternative Fortbewegungsmittel wie Elektromobilität und dass die Elektrizität, die hierfür genutzt wird, nicht gerade aus dem Kohlestromnetz kommt.
Zum Schluss: Gibt es etwas, dass Du in Deinem Leben gelernt hast und dass Du anderen gerne mitgeben möchtest?
Jede Situation endet. Dies trifft sicher auch auf viele positive Momente und Zeiten im Leben zu. Aber vor allem auch auf die anstrengenden. Auch wenn man es nicht wahrhaben kann, schwere Momente und Phasen gehen vorüber – meist auch schneller als man denkt. Wenn man mal hinfällt bzw. scheitert, ist es wichtig aufzustehen, loszulassen und zu erkennen, dass ein Ende auch ein Anfang ist.
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